Archiv der Kategorie: Vereinsleben

Happy Birthday – Trainer Groß

Wer sich in Greifswald für Sport interessiert, dem ist der Name Manfred Groß nicht unbekannt. Nunmehr seit Jahrzehnten steht er für den Ringkampfsport in in der Hansestadt. Am vergangenen Wochenende feierte Manfred Groß ein Jubiläum. Freunde, Verwandte, alte Trainingspartner sowie viele seiner ehemaligen und derzeitigen Schützlinge feierten mit ihm nicht nur seinen 55. Geburtstag, sondern auch sein 50. Mattenjahr. Da gab es neben vielen Glückwünschen auch ein paar „vergoldete“ Ringerstiefel.
1964 begleitete Manfred Groß als damals 5jähriger erstmals seinen Cousin zum Training. Und trotz des damals strengen Trainings unter Fritz Penner bei Dynamo Greifswald ließ ihn das Ringen fortan nicht mehr los. Anfangs nur einmal in der Woche, stand er als  9jähriger dann schon täglich auf der Matte. 1995 hatte Manfred Groß auch seinen Bruder Artur mit dem Ringervirus infiziert, so dass der ihn fortan zum Training begleitete. Die Frage, ob nicht auch mancher geschwisterlicher Konflikt auf der Matte ausgefochten wurde, beantwortet er verschmitzt lächelnd mit: „Oh ja, sehr oft sogar.“
1972 belegte Manfred Groß bei der DDR-Spartakiade, die im Bereich der Schüler wie im Bereich der Jugendlichen alle drei Jahre stattfand, einen 3. Platz. Damals musste man sich eine Teilnahme an einem landesweiten Wettkampf hart verdienen. Das wurde innerhalb des Bezirkes und bei Dynamomeisterschaften ausgerungen und nur die drei Besten durften zur Spartakiade.
Nicht ohne Wehmut erinnert sich Manfred Groß an die Zeit, als er in der 9. Klasse selbst seine erste Trainingsgruppe übernahm und seinem alten Trainer Konkurrenz machte. 1975 hatte er sich erneut für die Spartakiade qualifiziert, auch vier seiner Schützlinge hatten es geschafft. Das kleine Team holte damals vier Medaillen und einen vierten Platz. Trainer Groß glänzte nicht nur selbst mit Bronze, sondern erhielt eine Auszeichnung als Jungtrainer und die Ehrennadel der Sportvereinigung Dynamo in Bronze.
Man wundert sich, dass so ein Talent nicht auf der Sportschule war, aber dafür gibt es eine Erklärung. Manfred Groß hatte die sportliche Aufnahmeprüfung für die Sportschule Luckenwalde schon bestanden, als die dortigen Ärzte ein Wirbelsäulenproblem bei ihm erkannten, ihm ein einjähriges Gipsbett empfahlen und ihm mitteilten, dass  er für den Leistungsport nicht geeignet sei. „Das hat mich damals ganz schön umgeworfen“, erinnert sich Manfred Groß. Er wollte alles aufgeben, hielt sich zwei Monate vom Ringen fern, bis Fritz Penner ihn wachrüttelte und überredete weiterzumachen. Und so blieb Manfred Groß beim Ringen. Seit 1980 ist er ununterbrochen als Trainer in Greifswald tätig und hat alle Vereinsveränderungen überstanden. Aus Dynamo Greifswald wurde der PSV (Polizeisportverein). Weil sich hier die verschiedenen Abteilungen nicht immer einig waren, wurde 2003 ein eigenständiger Ringerverein gegründet.
In Manfred Groß Jugendzeit wurde überall trainiert, nicht nur in vielen Sporthallen Greifswalds, sondern auch in Klassenräumen. Wen wundert es da, dass sich im Trainer der Wunsch breit machte, für das Training über eine eigene Halle verfügen zu können, in der man die Matten nicht täglich mühselig auf- und abbauen musste. 2003 war es so weit. Der Greifswalder Ringerverein konnte die Sporthalle in der Krullstraße pachten und zwei Jahre später durch eine Mattenhalle für das Mattentraining und einen Fitnessraum für das Krafttraining erweitern. Damit hatte sich für Manfred Groß ein Lebenstraum erfüllt. Heute ist die Sporthalle in der Krullstraße Landesleistungszentrum des Landesverbandes Ringen Mecklenburg Vorpommern. Trainer Groß ist Landestrainer und hat in den letzten Jahren mit seinen Schützlingen viele Medaillen für das Land bei Deutschen Meisterschaften geholt.
Dabei steht er nicht allein da. Immer an seiner Seite seine Frau Marion. Manchmal hätte sie sich schon gewünscht, dass er mehr Zeit für die Familie hätte, nicht jeden Tag zum Training läuft, nicht jedes Wochenende unterwegs zu Wettkämpfen ist. Aber sie war 14, als sie ihn kennenlernte. „Ich wusste, worauf ich mich einlasse. Das Ringen ist sein Leben, das kann man ihm nicht nehmen. Also mach ich einfach mit.“ Heute ist Marion Groß nicht nur Vereinschefin, sondern selbst Trainerin einer Fitnessgruppe. Und auch seinen Sohn konnte der Vater vom Ringen begeistern. „Das war nicht immer leicht, mein Vater hat stets Leistung gefordert, Wenn es mal nicht so lief, hat er mir empfohlen, zum Halma zu wechseln.“ scherzt Philipp Groß. Heute geht Sohn Philipp nicht nur zum Ringertraining, sondern steht an der Spitze des MMA Team East in der Brandteichstraße.
Für den Sport hat Trainer Groß den Beruf gewechselt. Gelernt hat er den Beruf des Heizungsmonteurs. Anschließend hat er sich zum Dachdecker und Dachklempner ausbilden lassen, denn sein Vater hatte gehofft, dass Manfred die familieneigene Dachdeckerfirma weiterführen würde. „Aber das konnte ich nicht, das hätte bedeutet, den Sport aufgeben zu müssen. Da musste ich meinen Vater enttäuschen.“ Heute arbeitet Groß als Heimverwalter bei den Studentenwerken und ist froh, dass man dort Verständnis für seine sportlichen Aktivitäten hat.
Was wünscht sich ein Trainer für die Zukunft? „Gesundheit. Ich möchte das Training noch lange absichern können. Nur wenn ich fit bin, selbst vorzeigen kann, was ich verlange, kann ich als Trainer erfolgreich sein.“ Und seine Enkeltochter Paula möchte er gern noch beim Ringen sehen. Am Mattenrand sitzt sie schon, aber ein wenig muss er sich da wohl noch gedulden.
Was ist das Besondere am Greifswalder Ringerverein? „Der Zusammenhalt“, sagt Trainer Groß. „Das wird uns auch immer wieder von neuen Mitgliedern bestätigt. Hier trainieren Groß und Klein, Alt und Jung zusammen. Und auf so einer Feier wie am Samstag sind wir eine große Familie.“ Nur eine Sache macht Manfred Groß zu schaffen. Er findet einfach keinen weiteren Trainer. Und das lässt ihn auch etwas sorgenvoll in die Zukunft blicken. Denn jetzt hängt der gesamte Erfolg des Vereins von ihm ab.
Wünschen wir ihm also, was er sich wünscht: Gesundheit für die kommenden Jahre.

Ute Marbach