Oberliga: KG Lübtheen – KG Hennigsdorf/Tegel

Nach drei Jahren gibt es in Greifswalder endlich wieder Mannschaftskämpfe im Oberligabereich. Die Greifswalder Ringer treten aus Kosten- und Kadergründen in der Oberliga Gruppe Nord gemeinsam mit Athleten aus Torgelow und Lübtheen als KG Lübtheen II an. Nach dem gelungenen Saisonauftakt vor zwei Wochen – hier hatte man in Lübtheen die KG Lübeck/Kiel mit 20:9 geschlagen, hoffte man am letzten Samstag natürlich auf einen weiteren Sieg. In der heimischen Ringerhalle in der Krullstrasse traf die KG Lübtheen II auf die KG Hennigsdorf/Tegel. Die wiederum hatten vor zwei Wochen den SC Roland Hamburg dominiert.
Eigentlich ist der Aufstieg in die Regionalliga erklärtes Ziel, aber dass man die Berliner diesmal gewiss nicht schlagen wird, war Trainer Groß wohl schon klar, als er sah, dass die Hauptstädter bis auf Mick Schrauber nur mit erfahrenen Füchsen angereist waren, alle um die 28 Jahre und älter. Greifswald hingegen präsentierte eine junge Mannschaft, die meisten gerade mal 15 bis 17 Jahre alt. Und so war das Endergebnis von 9:19 dann auch keine so große Überraschung.
Die Punkte für die Gastgeber sicherten Alexander Ginc (59 kg, GR) wegen Aufgabe (4 Punkte) des Gegners, Christoph Jarmer (70 kg, GR) mit Schultersieg (4 Punkte) und Bahaeddin Moradi mit Punktsieg (1 Punkt). Star des Abends war ohne Frage Christoph Jarmer, der lediglich 30 Sekunden benötigte, um André Paris auf die Schulter zu zwingen. Als er beide Arme des Gegners geschnürt hielt und alle den Wurf nach hinten erwarteten, legte er ihn, als dessen Zug nachließ, geistesgegenwärtig nach vorn direkt auf Schulter ab. Das brachte ihm neben dem Jubel der Mannschaft einen begeisterten Aufschrei des Publikums und tosenden Beifall ein. Dem schlanken Greifswalder traut man auf den ersten Blick solche Kraftaktionen gar nicht zu, aber wer sich auskennt in der Greifswalder Ringerszene, der weiß, dass Christph Jarmer genau für solche Aktionen bekannt ist.
Pech hatte Artur Schmidt (98 kg, GR), der sich während des Kampfs eine Schulterverletzung zuzog, die ihn zur Aufgabe zwang. Steffen Jung (75 kg, FR) musste sich der technischen Überlegenheit seines Gegners fügen, konnte – noch neu in der Mannschaft – sein Trainingskönnen hier nicht vollständig abrufen. Artur Leimann (66 kg, FR) konnte eine Schulterniederlage gegen den Berliner Meister Nick Schraube nicht verhindern. Zwar 85 kg schwer, aber mit 15 Jahren dennoch das Küken der Mannschaft, musste sich Karl Marbach (86 kg, FR) am Ende nach Punkten geschlagen geben. Sein erster Einsatz in der Liga ging gleich über die volle Kampfzeit von sechs Minuten und noch dazu im Freistil. Im Jugendbereich sind lediglich vier Minuten üblich. Zwar war sein 28jähriger Gegner Tim Siebert, Mitteldeutscher Meister, konditionsmäßig in der zweiten Runde am Ende, aber auch Karl fehlte da dann die Kondition für den von Trainer und Mannschaft geforderten entscheidenden Angriff.
Am spannendsten war die Begegnung zwischen dem Greifswalder Ilian Marziev (75 kg, GR) und seinem Berliner Kontrahenten Michael Martinke, mehrfacher deutscher Meister und Teilnehmer bei Europa- und Weltmeisterschaften. Zwar lag Ilian schnell nach Punkten hinten, aber er machte auf die Zuschauer  dennoch immer den Eindruck,  als könnte er das Ruder noch rumreißen. Als jedoch beide zum Wurf Brust gefasst hatten und die Halle den Atem anhielt, riskierte Ilian nicht sofort. Dieses  leichte Zögern reichte Martinke. Erfahren nutzte er den Stillstand, fing den Wurf ab und zwang Ilian auf die Schulter. Dennoch ein spannendes Duell auf Augenhöhe.
Auf die Frage, warum er nicht auch erfahrenere Kämpfer zum Einsatz gebracht hat, erklärt Coach Groß, dass die Fans hier in Greifswald natürlich auch Greifswalder Ringer auf der Matte sehen wollen. „Außerdem geht es doch nicht allein darum, auf Biegen und Brechen zu gewinnen. Die Jungs, die nachrücken sollen, brauchen Kämpfe, um Erfahrungen sammeln zu können. Gebt denen mal noch ein zwei Jahre, dann sieht das schon ganz anders aus.“
Ute Marbach

 

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