Deutsche Meisterschaft Jugend A 2015

Am Wochenende setzten Deutschlands beste Ringer die nationalen Einzelmeisterschaften fort. Im vogtländischen Plauen gingen in der Einheit-Arena die Deutschen Meisterschaften der Jugend A im griechisch-römischen Stil über die Bühne. Zum Einsatz kamen hier die 14 bis 17jährigen. In zehn Gewichtsklassen gingen 136 Ringer im Kampf um die begehrten Meistertitel an ihre Grenzen. Nach dem Wiegen und der offiziellen Eröffnung stand noch am Freitagabend in allen Gewichtsklassen die erste Runde an. Die Vorrundenkämpfe wurden am Samstag fortgesetzt. Am Sonntag fand nach Austragung der Finalkämpfe um die Plätze 3 und 5 die Meisterschaft mit der Ermittlung der Deutschen Meister im Großen Finale ihren Höhepunkt.
Der neunköpfige Kader Mecklenburg-Vorpommerns konnte sich am Ende über den sechsten Platz in der Landesverbandswertung freuen. Die größten Medaillenhoffnungen verknüpfte Mecklenburg-Vorpommern mit dem Torgelower Zwillingspaar Alexander und Andrej Ginc. Die beiden Ausnahmetalente, die seit einigen Jahren an der Sportschule Frankfurt/Oder trainieren, setzten sich dann auch erwartungsgemäß souverän durch, wurden Deutsche Meister der Gewichtsklassen 54 bzw. 58 kg und sicherten dem SAV Torgelow damit den ersten Platz in der Vereinswertung. Der Greifswalder Artur Schmidt (85kg) wurde Deutscher Vizemeister. Karl Marbach (85 kg, Greifswald) musste sich mit dem undankbaren vierten Platz zufrieden geben. Die anderen fünf Starter aus Torgelow bzw. Demmin blieben ohne Chancen.
Im Fokus der Greifswalder Ringkampffreunde lag natürlich vor allem das Abschneiden der beiden Greifswalder Artur Schmidt und Karl Marbach. Artur hoffte auf seine erste Medaille bei einer Deutschen Meisterschaft. Obwohl er bereits seit Jahren in vielen Turnieren vorn mit ringt, blieb ihm bei Titelkämpfen der Sprung auf das Treppchen bisher verwehrt. Mit Karl Marbach startete in Plauen ein Sportler, der sich vor zwei Jahren bei der B-Jugend Bronze erkämpft hatte und im darauffolgenden Jahr sogar den Vizemeistertitel in der B-Jugend geholt hatte. Für ihn sollte es vor allem darum gehen, im ersten A-Jugend-Jahr zu zeigen, dass er hier mitringen kann.
Schon vor Wochen hatte Landestrainer Manfred Groß im Greifswalder Ringerverein das Training deutlich forciert, um seine beiden jungen Zweikämpfer zielgerichtet auf dieses sportliche Highlight vorzubereiten. „Eine Medaille kalkulieren wir fest ein“, hatte Trainer Groß im Vorfeld verraten. „Zwei wären noch besser, aber dass die beiden Sportler in derselben Gewichtsklasse antreten werden, schmälert natürlich unsere Hoffnung auf doppeltes Medaillenglück.“ Und die beiden Greifswalder landeten nach Aufteilung der 12 im 85 kg Limit angetretenen Athleten dann unglücklicherweise auch wirklich noch im selben Pool.
Beide Greifswalder starteten am Freitag hoffnungsvoll mit Schultersiegen. Karl schulterte Christopher Mühlbach aus Hessen nach Suplex in der ersten Runde und auch Artur beförderte Eric-Marius Schust aus Frankfurt/Oder nach einem Arm-Dreh-Schwung bereits in der ersten Kampfrunde auf die Schulter. Am Samstag verlief auch die zweite Turnierrunde für beide vielversprechend. Karl bediente sich erneut des Suplex, um Kilian Marcus Schäfer vom KSV Köllerbach auf die Schultern zu zwingen. Artur fegte mit schnellen Abfolgen aus Wurf Brust und Schleuder den Athleten aus Hessen von der Matte. Er beendete den Kampf technisch überlegen mit einem Punktestand von 19:3. Die dritte Runde brachte das unumgängliche direkte Aufeinandertreffen der beiden Greifswalder. Seit Jahren bestreiten die beiden gemeinsam ihr Training, aber hier durfte jetzt jeder nur an sein eigenes Weiterkommen denken, denn für den Verlierer der Begegnung war ja die Chance auf Gold und Silber verloren. Am Ende hatte Artur als Älterer der beiden dann die stärkeren Nerven und das bessere Selbstvertrauen. Karl kämpfte nur halbherzig.
Nachdem Artur dann auch Kilian Marcus Schäfer technisch überlegen besiegte, stand er als Poolerster am Sonntag im  Großen Finale. Karl hatte als Poolzweiter am Sonntag die Chance, um Bronze zu kämpfen. Leider zeigten sich beide vom Auftreten ihrer Gegner zu beeindruckt und konnten nicht in die notwenige Form finden.
Karl startete gegen Alpay Kulakac zurückhaltend und musste in die Bank. Hier konnte er ein Rollen nicht abwehren und gab damit zwei Punkte ab. Nach einem Kopf-Hüft-Wurf seines Gegners konnte er diesen schön übertragen. Zwar gewann Karl mit jeder Sekunde mehr Zuversicht und setzte dem starken und mehr als zwei Jahre älteren Kämpfer aus Nordrhein-Westphalen arg zu, aber am Ende reichte die Zeit nicht mehr aus, um die 2:6 Punktniederlage zu verhindern.
Auch Artur fand im Großen Finale um den Meistertitel gegen Tobias Doile aus Bayern nicht in seinen gewohnten Kampfstil. Er versuchte Schleuder, Suplex und Wurf Brust, aber alles nicht in der gewohnten Qualität, so dass der Gegner immer wieder von seinen Fehlern profitieren und selbst punkten konnte. Wenige Sekunden vor Ablauf der letzten Kampfrunde stand es noch 8:8. Trotz Punktegleichstand wäre wegen der höheren erzielten Einzelwertung der Sieg Artur zugefallen. Doch in der sprichwörtlich letzten Sekunde zog der Bayer noch mal an, drängte Artur ins Aus und sicherte sich mit der Aktion den entscheidenden Punkt zum Sieg.
Beide Greifswalder drängten mit schönen Vorrundenkämpfen ins Finale vor. Beide mussten in ihren Finalkämpfen Lehrgeld zahlen. Artur schrammte nur ganz knapp am ganz großen Erfolg vorbei, Karl verpasste nur knapp die Medaille. Aber beide haben dennoch ein Ziel erreicht. Artur hat endlich seine erste Medaille bei einer Deutschen Meisterschaft und Karl hat gezeigt, dass er als 14Jähriger bei den bis zu 17 Jahre alten Sportlern der A-Jugend mithalten kann. „Wir sind da ganz zuversichtlich“, verspricht Trainer Groß, „denn Artur hat ein weiteres Jahr in der A-Jugend, Karl bleiben hier sogar noch zwei Jahre, um nach dem Titel zu greifen.“
Für unseren sind der Vizemeistertitel von Artur Schmidt und der vierte Platz von Karl Marbach ein großer Erfolg, auch wenn sich bei verpatzten Finalkämpfen die Freude erst etwas später einstellte. In der Vereinswertung belegte der Greifswalder RV unter den 80 vertretenen Vereinen immerhin den sechsten Platz.

Ute Marbach

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